
Panikattacken bei Jugendlichen: Was Eltern wissen und beachten sollten
Woran erkennen Eltern Panikattacken bei Jugendlichen?
Jugendliche erleben in der Phase des Erwachsenwerdens viele emotionale Herausforderungen – von schulischem Druck über soziale Unsicherheiten bis hin zu ersten Krisen der Selbstfindung. Dabei sind emotionale Schwankungen normal. Doch wenn plötzlich und ohne ersichtlichen Grund starke Angstgefühle auftreten, kann es sich um eine Panikattacke handeln. Für Eltern ist es wichtig, solche Anzeichen früh zu erkennen.
Typische Merkmale einer Panikattacke bei Jugendlichen sind unter anderem Herzklopfen, Schwindel, Atemnot oder das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren. Diese Symptome treten meist plötzlich auf und klingen nach einigen Minuten wieder ab. In manchen Fällen wirken Jugendliche äußerlich ruhig, obwohl innerlich ein starker Angstzustand herrscht. Dies wird oft als Symptome einer stillen Panikattacke beschrieben – ein Zustand, der besonders schwer zu erkennen ist, da er nicht mit sichtbaren Ausbrüchen oder körperlichen Reaktionen einhergeht.
Eltern sollten auch auf Aussagen wie „Ich hab Angst, verrückt zu werden“ oder „Ich kriege schlecht Luft“ achten – gerade wenn diese regelmäßig ohne erkennbare körperliche Ursache geäußert werden. Ebenso kann ein auffälliger Rückzug aus sozialen Kontakten oder der Schule auf ein tieferliegendes Problem hinweisen.
Ein sensibler, wertfreier Umgang mit solchen Beobachtungen ist der erste Schritt, um den Jugendlichen Sicherheit zu geben und gemeinsam nach Lösungen zu suchen.
Ursachen und Auslöser: Was hinter Panikattacken bei Jugendlichen steckt
Die Ursachen für Panikattacken bei Jugendlichen sind vielfältig und meist komplex. Es gibt selten nur einen einzelnen Auslöser – vielmehr wirken mehrere Faktoren zusammen. Häufig liegen psychische Belastungen zugrunde, wie etwa Mobbing in der Schule, Leistungsdruck oder familiäre Konflikte. Auch hormonelle Veränderungen in der Pubertät können das emotionale Gleichgewicht empfindlich stören.
Einige Jugendliche sind besonders sensibel und reagieren intensiver auf Stresssituationen. Wenn dann eine belastende Erfahrung hinzukommt – etwa eine Trennung der Eltern, ein Umzug oder der Verlust einer Bezugsperson – kann dies zu einer Überforderung führen, die sich in Panikattacken äußert. Auch genetische Veranlagungen und Vorerkrankungen in der Familie spielen eine Rolle.
Digitale Medien und soziale Netzwerke können ebenfalls zur Belastung werden. Ständiger Vergleich mit anderen, Cybermobbing oder das Gefühl, ständig erreichbar sein zu müssen, erzeugen zusätzlichen Druck. In der folgenden Liste sind typische Risikofaktoren für Panikattacken bei Jugendlichen zusammengefasst:
– Andauernder Schulstress oder Versagensängste
– Konflikte im familiären Umfeld
– Belastende Erfahrungen (z. B. Mobbing, Trennung)
– Hoher Perfektionismus oder Selbstkritik
– Geringes Selbstwertgefühl
– Übermäßige Mediennutzung oder Online-Druck
Je mehr dieser Faktoren zusammenkommen, desto größer ist das Risiko für wiederkehrende Panikattacken. Das bedeutet jedoch nicht, dass eine Panikstörung unausweichlich ist – mit frühzeitiger Unterstützung lassen sich viele Entwicklungen positiv beeinflussen.
Wie Eltern im akuten Moment richtig reagieren
Wenn ein Jugendlicher mitten in einer Panikattacke steckt, sind Eltern oft zunächst überfordert. Die Symptome wirken bedrohlich – nicht nur für das Kind, sondern auch für die Bezugsperson. Wichtig ist vor allem, ruhig zu bleiben und keine vorschnellen Bewertungen abzugeben.
Der Jugendliche braucht in diesem Moment keinen Druck, sondern ein Gefühl von Sicherheit. Ruhige Worte wie „Ich bin bei dir“ oder „Das geht vorbei“ helfen oft mehr als rationale Erklärungen. Körperkontakt kann helfen, sollte aber nur erfolgen, wenn er erwünscht ist. Tiefe Atemübungen oder das gemeinsame Zählen von Atemzügen kann helfen, den Körper zu beruhigen.
Oft hilft es auch, die Aufmerksamkeit von der Angst abzulenken. Hier einige bewährte Sofortmaßnahmen für Eltern im Umgang mit akuten Panikattacken:
– Selbst ruhig und gelassen bleiben
– Nicht drängen oder belehren
– Den Jugendlichen auf den gegenwärtigen Moment fokussieren (z. B. durch Fragen: „Was siehst du gerade?“)
– Ruhig atmen, evtl. mit Anleitung: „Atme tief durch die Nase ein, langsam durch den Mund aus.“
– Etwas Kühles in die Hand geben oder an die Stirn halten (z. B. kaltes Tuch)
– Nicht versuchen, die Angst „wegzuerklären“
Diese Methoden ersetzen keine Therapie, können jedoch im Moment selbst eine wichtige Stütze sein und das Vertrauen des Jugendlichen in sich selbst und seine Bezugsperson stärken.
Langfristige Begleitung: Was Eltern im Alltag tun können
Langfristig geht es nicht nur darum, akute Attacken zu bewältigen, sondern auch darum, dem Jugendlichen ein stabiles Umfeld zu bieten. Eltern können durch ihre Haltung und ihr Verhalten maßgeblich dazu beitragen, das Sicherheitsgefühl ihrer Kinder zu stärken.
Ein regelmäßiger Tagesablauf mit klaren Strukturen, ausgewogene Ernährung und ausreichend Schlaf helfen dem Körper, Stress besser zu verarbeiten. Gespräche über Ängste und Gefühle sollten offen möglich sein, ohne dass der Jugendliche sich verurteilt fühlt. Auch gemeinsame Rituale wie Spaziergänge, gemeinsames Kochen oder Spielen können Vertrauen aufbauen.
Wichtig ist zudem, keine übermäßige Kontrolle auszuüben. Panikattacken bedeuten nicht automatisch, dass ein Jugendlicher „nicht belastbar“ ist. Vielmehr sollte die Selbstwirksamkeit gestärkt werden – etwa durch kleine Erfolgserlebnisse oder das Übernehmen von Verantwortung im Alltag.
In der folgenden Tabelle sind unterstützende Maßnahmen im Alltag zusammengefasst:
Maßnahme | Wirkung |
Feste Tagesstruktur |
Gibt Orientierung und Stabilität
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Offene Gespräche |
Fördert Vertrauen und Nähe
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Körperliche Aktivität |
Reduziert Stresshormone
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Medienkonsum begrenzen |
Verhindert Reizüberflutung
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Entspannungstechniken erlernen
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Unterstützt Selbstregulation
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Eigene Grenzen respektieren
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Fördert Selbstakzeptanz
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All diese Maßnahmen entfalten ihre Wirkung vor allem durch Kontinuität – nicht durch Perfektion.
Wann professionelle Hilfe notwendig ist und welche Optionen es gibt
Trotz aller elterlichen Unterstützung kann es Situationen geben, in denen professionelle Hilfe notwendig ist. Das ist kein Zeichen des Scheiterns, sondern ein wichtiger Schritt zu mehr Lebensqualität. Häufige Panikattacken, starke Rückzugsverhalten oder eine deutliche Verschlechterung der schulischen Leistungen können Hinweise auf eine behandlungsbedürftige Angststörung sein.
Psychotherapeutische Unterstützung – sei es durch Gesprächstherapie, Verhaltenstherapie oder integrative Ansätze – kann Jugendlichen helfen, ihre Angst besser zu verstehen und Strategien zur Bewältigung zu entwickeln. Viele Fachstellen bieten auf Jugendliche spezialisierte Hilfsangebote an.
Eltern können aktiv unterstützen, indem sie Angebote recherchieren, Begleitungen zu Terminen anbieten und dem Jugendlichen das Gefühl geben, dass es okay ist, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Auch der Hausarzt kann eine erste Anlaufstelle sein und gegebenenfalls eine Überweisung veranlassen.
Digitale Angebote wie Onlineberatungen oder Apps können ebenfalls entlasten – wichtig ist, dass sie professionell begleitet werden und nicht allein als Lösung betrachtet werden. Besonders hilfreich kann es sein, wenn Eltern und Jugendliche gemeinsam Wege gehen – ohne Druck, aber mit Zuversicht.

